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Bericht im AK Esperanto der Kronacher VHS

Esperanto und die Bewusstmachung der sprachlichen Situation in Europa und der Welt

Der Arbeitskreis Esperanto der Kronacher Volkshochschule befasste sich – als Entlastung von der aktuellen Übersetzungsarbeit – mit den letzten Auftritten bei sprachlich relevanten Ereignissen. Ins Kulturzentrum Gasteig der Landeshauptstadt hatte der Esperanto-Klub München die bayerischen Esperanto-Freunde eingeladen, und die Erlanger Junge Union hatte den Kronacher Armin Grötzner als Vorsitzenden der Bayerischen Esperanto-Liga zu einer Darstellung der „Internationalen Sprache“ im Zusammenhang mit der Diskussion über das Problem der europäischen Vielsprachigkeit gebeten.

 

Die Münchener Sprachfreunde begingen in sehr feierlich-würdigem Rahmen das 100-jährige Bestehen des Deutschen Esperanto-Bundes. Der Klubvorsitzende Fritz Hilpert wies während seiner Begrüßung der Mitglieder und Gäste unter anderem auf die maßlose Selbstüberschätzung hinsichtlich der Beherrschung des Englischen hin. Diese Sicht gewinne  in letzter Zeit realistischere Substanz durch Untersuchungen z.B. der Universitäten in Nimwegen und Hannover. An letzterer hätten 38 % der Studenten ihre Englischkenntnisse als „sehr gut“ und 37 % als „gut“ angegeben, während bei einem anschließenden Test für beide Gruppen sich nur 1 % bzw. 2 % ergeben hätten. „Und wie schaut es dann erst bei Nicht-Studenten und bei der breiten Bevölkerung aus?“ fragte Hilpert.

 

Armin Grötzner begrüßte die Anwesenden namens der Bayerischen Esperanto-Liga, darunter deren Gründer Herrmann Schmid (Augsburg), der sie vor genau 30 Jahren ins Leben gerufen habe. Die Studentin Elisabeth Laika wies für die Gruppe „BelEspero“ darauf hin, dass auch die Deutsche Esperanto-Jugend für ihre alljährlichen Esperantoseminare ein Jubiläum zu feiern habe, da diese heuer bereits seit 50 Jahren stattfänden.

 

Den Höhepunkt des Abends brachte ein Vortrag des nunmehr pensionierten politischen Redakteurs der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“, Stefan Maul, der seit 27 Jahren die in Antwerpen (Belgien) erscheinende esperanto-sprachige Zeitschrift „Monato“ redigiert. Ihm gehe es dabei darum, Berichte aus aller Welt „vor Ort“ und „aus erster Hand“, also ungefiltert durch die Auswahl und Sicht der in der Regel US-amerikanischen bzw. durch diese gesteuerten Nachrichtenagenturen zu erhalten.

 

Im Schlussteil der Feier konnte Fritz Hilpert drei Schüler auszeichnen, die bei der Kinder-Universität, die alle zwei Jahre im Rahmen der Ferienaktion Minimünchen stattfindet, als Esperanto-„Professoren“ hervorgetan haben. Mindestens 500 Kinder seien dadurch mit der Sprache Esperanto in Berührung gekommen.

 

Die musikalische Umrahmung des gesamten Abends gestaltete ein neunköpfiger gemischter Chor mit Liedern in Latein, Esperanto, Schwedisch und Rumänisch. Eine Anerkennung ihrer Arbeit sahen die esperantosprachigen Teilnehmer in dem ermunternden Grußwort des Münchener Oberbürgermeisters Christian Ude sowie darin, dass der Bayerische Rundfunk einen Berichterstatter für sein zweites Hörfunkprogramm geschickt hatte.

 

In Erlangen sprach Armin Grötzner zu der in heftiger Bewegung befindlichen Sprachenpolitik. Er sei der Einladung der Jungen Union nicht gefolgt, „um mit fliegender Fahne“ für Esperanto zu werben, sondern gekommen, um das Bewusstsein für bestehende Sprachenprobleme zu wecken. Dabei stützte er sich auf aktuelle Zeitungsbeiträge – auch solche aus der Kronacher Presse -, auf eigentlich jedem zugängliche Internet-Informationen und auf vorliegende fachbezogene und wissenschaftliche Literatur. Anzutreffende Vorurteile gegen den Lösungsvorschlag, den die weltweit agierende Esperanto-Bewegung zu bedenken gebe, würden sich leicht auflösen, wenn statt teils tradierter Denkweisen, teils eigensüchtiger Interessen eine offene und demokratische, vor allen Dingen aber seriöse Diskussion über das bestehende Sprachenproblem geführt würde. Die Zuhörer, die zum Teil offensichtlich zum ersten Mal diesem Thema mit seinen vielen Perspektiven begegnet waren, reagierten sehr aufgeschlossen und belohnten den Redner mit reichem Beifall.

 

Der Kronacher Arbeitskreis Esperanto trifft sich jeden Mittwoch um 19.30 Uhr im Haus der Volkshochschule. Interessenten sind zu diesen Abenden immer willkommen.

 

Armin Grötzner

Vorsitzender der Bayerischen Esperanto-Liga e.V.

 

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