Esperanto-Stand auf dem Kirchentag in Hannover
- Gespräch mit dem bayerischen Innenminister
(Sukcesa Esperanto-stando en la Germana Eklezia Foiro
en Hanovro - interparolo kun la bavara ministro pri internaj aferoj: "Esperanto
estas simpatia")
Auf dem Kirchentag in Hannover (25.-29. Mai 2005) haben
die Ökumenische Esperanto-Liga und die Deutsche Esperanto-Jugend gemeinsam einen
ausgesprochen erfolgreichen Infostand organisiert.
Unser Stand sah sehr bescheiden aus; er war jedoch sehr günstig in einer
Messehalle gelegen, so dass von Donnerstag bis Samstag sicher mehr als 10.000
der über 100.000 Kirchentagsteilnehmer unseren Stand passierten. Das große
Interesse der meist sehr aufgeschlossenen Standbesucher wurde für uns geradezu
zu einem Problem: Einige hundert Infoblätter "Esperanto - eine Sprache wie ein
Spiel" waren schon am zweiten Tag vergriffen; bald darauf waren auch rund 80
Broschüren "Esperanto - Schritt für Schritt" und "Esperanto als Ratespaß"
verkauft (neben zahlreichen anderen Materialien), so dass wir gerade am letzten
Tag, als das Interesse am größten war, den Besuchern nicht viel mehr als das
kleine Kärtchen "Esperanto - wann fängst du an?" anbieten konnten. Zu verkaufen
hatten wir jedenfalls - nachdem wir über 200 EURO für Bücher, Broschüren, CDs
und T-Shirts eingenommen hatten - praktisch nichts mehr, und selbst alte
DEJ-Kalender fanden noch Abnehmer ("Toll - so kann ich die Wochentage und Monate
auf Esperanto lernen!").
Etwa 50-100 Besucher hatten Esperanto schon mal in einem Kurs oder im Internet
gelernt - und versprachen nun, sich intensiver mit der Sprache zu beschäftigen.
Bekanntlich hat auch fast die gesamte Politiker-Prominenz den Kirchentag besucht
und an dessen Programm mitgewirkt. Bundeskanzler Schröder besuchte leider nur
den 10 m von uns entfernten Stand der "Aktion Sühnezeichen". Doch vor unserem
Esperanto-Stand erblickten wir plötzlich, umgeben von mehreren Leibwächtern, den
bayerischen Innenminister Günther Beckstein (CSU). Wir - die Standbetreuer
Isabel Frey, Stephan Meyer und ich - gingen auf ihn zu, und ich fragte ihn:
"Herr Beckstein - dürfen wir Ihnen ein Buch zum Thema "Esperanto und Kirche"
schenken?
"Danke - ich möchte das Buch nicht annehmen", antwortete
Herr Beckstein, und er fuhr
ungefähr wie folgt fort: "aber nur, weil ich es nicht lesen würde, nicht weil
ich etwas dagegen hätte. Esperanto ist EINE Lösung; die andere ist, man einigt
sich auf Englisch. Esperanto ist sympathisch. Aber etwas amerikanisches Englisch
ist auch nicht so schwer. Es gibt ein Problem mit den Sprachen im
Europaparlament. Ich habe da keinen Einfluss. Ich müsste zwei oder drei Stunden
Zeit haben, um mich mit Esperanto zu beschäftigen. Sprechen Sie Esperanto?"
Zu dritt begannen wir zu antworten: "Jes, ni parolas Esperanton ...". Herr
Beckstein reagierte recht beeindruckt mit "oh ..." und zog weiter.
(Unsere Unterhaltung mit Herrn Beckstein wurde ein wenig dadurch gestört, dass sich
ein Betreuer unseres Nachbarstandes der Deutschen Friedensgesellschaft
zwischendurch mit Anmerkungen wie "Esperanto ist sicher gut - aber sollten die
Europäer nicht auch mehr Bayerisch lernen?" an Herrn Beckstein wandte; dieser ging
aber nicht direkt darauf ein.)
Amike
Ulrich
Ulrich Matthias, Wiesbaden,
http://www.u-matthias.de